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4 Verhaltensweisen, die wahrscheinlich Ihre Beziehung zerstören werden

  • Autorenbild: Freya Gosewisch
    Freya Gosewisch
  • 20. Sept. 2024
  • 3 Min. Lesezeit

Die 4 apokalyptischen Reiter der Beziehung nach John M. Gottman


Wie bei allen Beziehungsthemen gilt: Verallgemeinerung ist kein guter Berater. Lang erforschte Modelle können uns als Therapeuten und auch Ihnen als Paar dennoch hilfreiche Anhaltspunkte für eine gesunde Beziehung geben.


Der renommierte US-amerikanische Psychologe und Paartherapeut ist vor allem für seine bahnbrechenden Forschungen zu langfristigen Beziehungen und Ehen bekannt. Er hat über 40 Jahre lang Paare untersucht und konnte mit hoher Genauigkeit vorhersagen, ob eine Beziehung scheitern oder halten wird. Eines seiner bekanntesten Konzepte „Vier apokalyptische Reiter“ stelle ich hier vor. Es sind vier destruktive Verhaltensweisen, die zu einer hohen Wahrscheinlichkeit zu Trennungen führen.


Gottman betont jedoch, dass Paare durch gezielte therapeutische Arbeit und den Aufbau produktiver Kommunikationsstrategien diese Verhaltensweisen überwinden können.


1. Kritik (Criticism)


Kritik darf nicht mit einer bloßen Beschwerde oder dem Ansprechen eines Problems verwechselt werden. Sie greift direkt den Charakter oder die Persönlichkeit des Partners an. Anstatt ein bestimmtes Verhalten zu kritisieren, wird die gesamte Person negativ bewertet. Dabei werden Schuldzuweisungen ausgesprochen und verallgemeinert („Du schiebst immer alles auf später! Wegen deiner Rücksichtslosigkeit muss ich immer alles machen.“).


Bei einer solchen Kritik fühlt der Partner sich angegriffen und verletzt. Er zweifelt möglicherweise seinen Selbstwert an, ist verunsichert oder geht zu Gegenangriff, defensivem Verhalten oder Groll über.


2. Verachtung (Contempt)


Diese Verhaltensweise zeigt sich durch Beleidigungen, Spott, Sarkasmus, Zynismus oder abwertende Körpersprache (z. B. Augenrollen). Sie drückt die eigene Überlegenheit und die Unterlegenheit des Partners aus.

Ein Beispiel wäre wie folgt: Es war ja klar, dass du zu unfähig warst, die Sache direkt zu erledigen. Was für eine Überraschung!


Verachtung ist besonders schädlich, da sie Respektlosigkeit signalisiert und das Gefühl der Wertschätzung oder das Selbstwertgefühl zerstört. Sie regt außerdem zum Konkurrenzkampf an. Laut Gottman ist Verachtung der stärkste Indikator für das Scheitern einer Beziehung.


3. Abwehr (Defensiveness)


Eine typische Reaktion auf Kritik ist Abwehr. Anstatt Verantwortung für das eigene Verhalten zu übernehmen, wird die Schuld auf den anderen abgewälzt. Daraus entstehen Rechtfertigungen, Leugnung eigener Fehler oder Gegenangriffe. In dem Beispiel könnte das so aussehen: „Warum hast du die Sache nicht direkt erledigt?“ – „Weil du mich nicht daran erinnert hast! Du vergisst auch ständig Sachen.“


Abwehrhaltung verstärkt Konflikte, da sie die Kommunikation blockiert, die Meinung des anderen nicht ernst genommen wird und keine Lösungen gesucht werden.


4. Mauern (Stonewalling)


Unter dem Mauern versteht man den emotionalen oder körperlichen Rückzug aus einer gemeinsamen Situation. Dies zeigt sich zum Beispiel durch Ignoranz, Schweigen, Kommunikationsabbruch oder das Verlassen der gemeinsamen Wohnung. Oft entsteht dieses Verhalten als Reaktion auf Überwältigung oder Überforderung. Der Rückziehende versucht beispielsweise, weiteren Kränkungen aus dem Weg zu gehen, oder möchte die Überhand über die Situation gewinnen und dem Partner die Verletzungen heimzahlen.


Mauern verhindert die Lösung von Problemen und führt dazu, dass der Partner Frustration, Distanz und Ablehnung fühlt. Zudem stellt sich nach und nach ein Gefühl von Entfremdung ein.


Fazit

Sein wir mal ehrlich – wir alle waren schon mal Täter und Opfer dieser Verhaltensweisen. Das sind menschliche Vorgänge, und dem ist geschuldet, dass die meisten Menschen mit unterbewussten Wunden zu kämpfen haben, die noch nicht entdeckt oder aufgearbeitet wurden. Wenn das Selbstwertgefühl nicht ausreicht, um den Partner aufrichtig wertzuschätzen, können wir verletzend und erbarmungslos sein. Das führt zu den oben erklärten apokalyptischen Reitern.


Wir sollten uns nicht dafür hassen, dass diese Schwachstellen im System vorliegen. Das sind vorrangig Bewältigungsstrategien, von denen wir irgendwann mal geglaubt haben, einen Vorteil zu erhalten, als wir es noch nicht besser wussten. Weiterentwicklung ist hier das Stichwort. Diese ist nie wirklich abgeschlossen und hilft uns, Menschen zu verzeihen, die uns verletzt haben, und uns bei denen zu entschuldigen, die wir verletzt haben.


Mit bewusster Eigenverantwortung schaffen wir es, unseren Teil zu einer gesunden Beziehung beizutragen. Den Partner zu respektieren und ihn als ebenfalls menschliches Wesen mit eigenen Schwachstellen liebevoll zu betrachten, macht die Grundlage für eine glückliche Beziehung komplett.

Sein sie mutig. Sich Fehler einzugestehen macht sie nicht weniger liebenswert, sondern schafft Vertrauen und Respekt. Anderen zu verzeihen oder nachzugeben macht uns nicht schwach und unterwürfig, sondern beweist uns unsere Selbstliebe.


Zum Schluss noch ein wichtiger Hinweis: Falls Sie sich in einer Beziehung befinden, die von psychischem oder physischem Missbrauch geprägt ist, ist Ihre Gesundheit wichtiger als die Beziehung. Auf meiner Seite finden Sie Hilfsangebote für solche Notsituationen.

 
 

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