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Woran erkennt man eine ungesunde Beziehung wirklich?

  • Autorenbild: Freya Gosewisch
    Freya Gosewisch
  • 7. Sept. 2024
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 20. Sept. 2024

Aus der Sicht einer Paartherapeutin und Heilpraktikerin für Psychotherapie


Haben Sie sich schon einmal gefragt, ob Sie in einer ungesunden Beziehung leben? Oft ist es schwer, dies klar zu erkennen. Viele äußere Einflüsse – wie Filme, Social Media oder die Meinung anderer – tragen zur Verwirrung bei, was „richtig“ oder „falsch“ sei.


Um das Thema leichter verständlich zu machen, habe ich drei zentrale Punkte zusammengefasst, die Orientierung geben können:


Das anfängliche Hochgefühl


Das Kennenlernen war aufregend und intensiv – es hat sofort „Klick“ gemacht. Dieses unbeschreibliche Gefühl, das man oft als „magisch“ bezeichnet, ist tief im Gehirn verankert. Es gilt als besonders positives Zeichen. Viele sehen es als Grund, sich nicht weiter kennenzulernen, wenn das Gefühl anfangs fehlt.


Dies ist allerdings auch der Grund, warum es so schwerfällt, sich von jemandem zu lösen, selbst wenn es aus rationaler Sicht das Beste wäre. Das Gehirn sehnt sich nach dem anfänglichen „High“, und genau das hält uns in der Beziehung, auch wenn diese uns nicht guttut.


Oft entsteht dieses „High“ überhaupt nur dadurch, dass wir mit jemandem eine belastende Kindheitserfahrung neu durchspielen können. Wir hegen dabei den Wunsch nach einem anderen Ausgang, über den wir diesmal sogar Kontrolle haben. Das löst in uns starke Emotionen und Aufregung aus.


Die gesunde Beziehung erinnert uns nicht an schmerzhafte Familienerinnerungen oder andere negative Erfahrungen. Sie muss nichts kompensieren, ausgleichen oder retten. Sie ist einfach da, weil wir den Menschen, nachdem wir ihn ausgiebig kennengelernt haben, wirklich schätzen und mögen, und dies auf Gegenseitigkeit beruht. Es ist ein friedliches und entspanntes Gefühl.


Angst als ständiger Begleiter


In der Beziehung wird das eigene Verhalten häufig von Ängsten bestimmt: die Angst vor Zurückweisung, vor dem Alleinsein, nicht gut genug zu sein, oder die Angst, der Partner könnte jemand anderes besser finden.


Diese Ängste führen oft zu Kontrollverhalten, wie heimlicher Spionage, Verboten oder Drohungen und dem Verlangen bestimmter Verhaltensweisen. Möglicherweise werden die Kontrollbedürfnisse aus Angst nicht angesprochen und unterdrückt. Viele Menschen erkennen hin und wieder, wie belastend diese Zustände sind, doch die Angst vor einer Trennung ist zu groß.


Wichtig zu verstehen ist, dass in einer gesunden Beziehung kein Raum für solche ständigen Ängste ist. Vertrauen ist ein fundamentaler Bestandteil, der nur entstehen kann, wenn beide Partner dem anderen Sicherheit entgegenbringen.


Es gibt Fälle, in denen ein Part derartige Vertrauensprobleme hat, obwohl der andere Part nichts dazu beigetragen hat. Dann ist dem ängstlichen Partner anzuraten, Eigenverantwortung zu übernehmen und die Beziehung, z. B. mit Hilfe von therapeutischer Arbeit, nicht zu sehr zu belasten.


Die Gewöhnung an die Achterbahn


Beziehungen spiegeln oft die Muster wider, die wir in der Beziehung zu unseren Eltern erlebt haben – ob sie nun positiv oder schmerzhaft waren. Wenn beide Partner ungelöste, unbewusste Verletzungen in die Beziehung mitbringen, können heftige und erbarmungslose Konflikte entstehen. Diese wiederholen sich immer wieder, beide kämpfen um dieselben Themen, und Frust wird zum ständigen Begleiter.


Der Mensch hat die Fähigkeit, sich an Vieles zu gewöhnen – selbst an ein Leben voller Frustration. Was eigentlich eine destruktive Dynamik ist, wird zur Normalität. Schließlich wird selbst eine Phase ohne Streit, die in einer gesunden Beziehung selbstverständlich wäre, als außergewöhnlich positiv wahrgenommen. Die Wahrnehmung verschwimmt und die Realität verzerrt sich.


Eine gesunde Beziehung zeichnet sich durch Vertrauen, Sicherheit und Stabilität aus – nicht durch ständige Höhen und Tiefen oder permanente Angst.

Ich bin überzeugt, dass die meisten Ursachen für Unzufriedenheit in einer Beziehung durch gezielte Paartherapie gelöst werden können. Sie bietet die Möglichkeit, sich selbst und die Partnerschaft weiterzuentwickeln und auch für alle aufkommenden Konflikte gewappnet zu sein.

 
 

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